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Coole Frauen: Alexandra Matzke, Coaching & Mentoring (Gastbeitrag)

Eigentlich sollte dies eine Text über eine Frau werden, die aus dem sicheren Job in die Selbstständigkeit wechselte. Ist es auch. Es ist aber noch mehr. Es ist ein Text über eine Frau, die mit 18, mitten im Abi, nach einem Selbstmord den Verlust ihres zwei Jahre jüngeren Bruders durchleben muss. Es ist ein Text über eine Frau, bei der ein Jahr nach der Hochzeit ein gutartiger Hirntumor gefunden wird, der das Gleichgewicht ihres Körpers ins Wanken bringt und eine Auseinandersetzung mit dem Thema Gesundheit und Ernährung nach sich zieht. Es ist ein Text über eine Frau, deren fester Plan es war, Kinder zu bekommen und darüber, wie aus diesem Plan nichts wurde. Und es ist ein Text darüber, dass aus diesem Umstand ein Plan B entstand, den diese Frau jetzt lebt. Und glücklich damit ist.

Zukunft frei bestimmen

Alexandra Matzke coacht Menschen, vor allem Frauen. Ihre Themen: der Verlust eines geliebten Menschen, Diagnosen von (chronischen) Krankheiten und wie man damit klar kommt, ein unerfüllter Kinderwunsch und wie man sich selbst als unperfekt akzeptiert. Wie es zu diesen Themen kam? „Zu mir kommen Klienten mit Themen, zu denen ich selbst einen Bezug habe. Ich kann das, was sie erleben, nachempfinden. Und das Gefühl vermitteln: Man kommt da wieder raus.“ Alexandra ist 41 Jahre alt und sie könnte jetzt noch Eventmanagerin bei einer bekannten NGO sein. Ist sie aber nicht. Weil ein einschneidendes Ereignis und der daraus resultierende neunjährige Prozess sie in eine andere Richtung führte. Dieses Ereignis war ein nicht erfüllbarer Kinderwunsch. „Irgendwann – so in den späten 30ern – kommt der Zeitpunkt, an dem man sich fragt: Vielleicht sollten wir uns Unterstützung holen.“ Man rät dem Ehepaar zur künstlichen Befruchtung. Es begann eine Auseinandersetzung damit, ob das wirklich der Weg der beiden sei. Sie entscheiden sich dafür – schließlich wollen sie ja Kinder haben. Doch immer mehr plagen die Gedanken, sich all das nicht anzutun – auch, wenn es eine klitzekleine Chance gab, auf diesem Weg schwanger zu werden. Aber sich bewusst dafür zu entscheiden, keine Kinder zu bekommen, ist ein Tabuthema. Es ist ein einsames Thema, höchstemotional, existentiell, wird oft als egoistisch empfunden. „Ich fragte mich: Bin ich jetzt noch eine vollwertige Frau?“ Doch kurz vor ihrem 40. Geburtstag und dem Termin in der Klinik wacht sie auf und ist fest entschlossen: „Das will ich nicht.“ Sie möchte kein Hoffen und Bangen, sie möchte ihrem Körper diesen Stress der künstlichen Befruchtung nicht antun. „Ich habe entschieden, dass ich diesen Prozess beenden will. Ich wollte raus aus der Opferrolle und meine Zukunft frei bestimmen. Für meinen Mann passte das auch. Auch, wenn ich mir das früher nicht hätte vorstellen können, fühlte ich, dass wir auch zu Zweit ein glückliches Leben haben werden.“

„Und plötzlich brauchte ich einen Plan B.“

Dieser Wendepunkt führt sie zu einem alternativen Lebensweg, den sie bei ihrer Entscheidung noch gar nicht kannte. „Ich dachte mir, wenn ich jetzt schon keine Kinder bekomme, dann mache ich alles andere, was ich unbedingt mal machen wollte.“ Sie merkt: ‚Mit meinen Erfahrungen kann ich anderen vielleicht helfen.‘ Schon Jahre vorher hat sie neben der Festanstellung eine Ausbildung zur systemischen Coachin gemacht und war damit nebenberuflich selbstständig. Ein Resultat, angestoßen von plötzlichen Veränderungen während ihres Lebens: den frühen Verlust ihres Bruders zum Beispiel, mit dem sie – und ihre Eltern – umzugehen lernen musste. Für sie hieß das erstmal einen Umzug in eine andere Stadt, eine stärkere Auseinandersetzung damit, wer sie selbst ist, auch ohne den geliebten Familienteil – für ihre Eltern eine vorübergehende Trennung. Jahre später bekommt sie die Diagnose eines Hirntumors. Und sie begreift: Mein Körper gehört zu mir, ich muss mich um ihn kümmern. Beides sind Themen, zu denen sie heute berät, zusammen mit ihren Klienten Wege der Auseinandersetzung erarbeitet, quasi Wege vom Plan A in Plan B.

 

Denn auch sie musste Ihren Plan B erst finden. Mit den Jahren merkt sie: Ihre unbefristete, gut bezahlte Arbeitsstelle engt sie immer mehr ein. Die vermeintliche Sicherheit gibt ihr kein gutes Gefühl und die Wochenenden bringen nicht mehr die Erholung, die die gelernte Kommunikationswirtin braucht. In ihrem Kopf kreisen andere Themen als die nächste Präsentation für den Chef. „Mir war klar: Wenn ich noch zehn Jahre so weiter mache, dann wage ich mich nicht mehr aus der Comfort-Zone.“ Sie wusste – wenn sie dran glaube – erreiche sie das, was sie will. Sie kündigt. Auf einmal spürte sie eine riesige Energie. „Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, alles läuft seither nur toll. Auch ich denke manchmal an die Rente, denke daran, was passiert, wenn ich mal krank bin und die Rücklagen nicht reichen - aber die Selbstbestimmtheit und dass ich mich jetzt 100 Prozent den Themen widmen kann, die ich will, gibt mir persönlich mehr.“ Was sie vermisse? „Den Austausch, die Kollegen. Aber dafür gibt es Coworking-Plätze und Netzwerk-Treffen, die ich seither viel stärker wahrnehme.“

Wer nichts wird, wird Coach

Was meint sie zu dem Vorwurf, dass jetzt jeder Coach für irgendwas werden will und kann? „Seit ich Coach bin, lebe ich auch mit der Kritik darum. Und ich kann sie verstehen. Es gibt schwarze Schafe, das System ist undurchsichtig. Wie oft ich schon hörte: Wer nichts wird, wird Coach.“ Aber sie erlebe einen Umbruch, eine größere Akzeptanz in der Gesellschaft und mehr Transparenz bei den Coachs. „Ein guter Coach hat eine fundierte Ausbildung und kann dir zu jedem Zeitpunkt all deine Fragen zu den Methoden beantworten. Und das wichtigste: Er oder sie bietet dir ein unverbindliches erstes Kennenlernen an, ob bezahlt oder unbezahlt.“ Es gehe darum, zu sehen, ob man zueinander passe und der Klient alle Fragen stellen könne. „Ein qualifizierter Coach ist nicht böse, wenn du dich danach gegen ihn entscheidest.“ Wenn man der Deutsch-Mexikanerin zuhört, wird klar: Sie ist ganz bei sich. Seitdem sie sich selbstständig gemacht hat, nutzt sie beispielsweise soziale Medien viel mehr für sich, macht Live-Videos - etwas, das noch vor einigen Jahren gar nicht möglich gewesen wäre, weil sie Angst davor hatte, vor anderen zu sprechen. Zu fest verankert der Gedanke, dass sie perfekt sein müsse. Dass sie nur dann geliebt werde. Nun macht sie es einfach und nimmt ihre User mit auf ihre Reise: „Ich bin so offen, weil ich all diese Themen verarbeitet habe. Sie sind jetzt meine Berufung.“ Denn: Alexandras vermeintliches Unglück ist nun ihre Stärke.

Links
alexandramatzke.com

Alexandra auf Facebook
Wild Woman Crowd auf Facebook

 

Und nochmal zur Info, falls ihr das Bedürfnis nach einem Coaching habt – Alexandras Themen sind unter anderem:

  • Coaching, Mentoring und Beratung für ein positives Mindset in Veränderungsprozessen
  • Abschied vom unerfüllten Kinderwunsch sowie Gestaltung eines ungeplant kinderlosen, glücklichen Lebens
  • Besser mit chronischen Krankheiten und Krebs(-Behandlung) umgehen
  • Irgendwie bin ich nicht glücklich, weiß aber nicht, wo ich anfangen soll
  • Blockaden auflösen, die dich bremsen: Selbstzweifel, Minderwertigkeitsgefühle, Ängste, Perspektivlosigkeit etc.


Dies ist ein Gastbeitrag der großartigen Josephine Thiel. Danke, Josi! Ihr findet sie hier auf Facebook und unter @joslyn_t auf Instagram.

 

Copyright Bilder von Alexandra: matzke-foto.de

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