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Coole Frauen: Lisa Kauff von Monkey Yoga

Lisa Kauff Monkey Yoga
Foto: Anne-Kathrin Brunier

Eine angeborene Skoliose, zwei Bandscheibenvorfälle und immer wiederkehrende Rückenprobleme haben mich zum Yoga gebracht. Sagt dir ja jeder: Yoga hilft! Yoga stärkt den Rücken! Yoga festigt deine Mitte! Yoga mobilisiert!

Und ja, irgendwie bin ich hängen geblieben. Ich mag Yoga. Ich mag die fließenden Bewegungen, die Haltungen, die im wahrsten Sinne des Wortes die Perspektive ändern. Ich mag es, während einer Yoga-Einheit auch mit dem Kopf ganz auf der Matte zu sein und alle anderen Gedanken loszulassen, weil es sonst nicht funktioniert, dabei zu bleiben. Und ich mag es, dass Yoga kräftigt, echt sportlich sein kann und ich es zuhause machen kann.

Aber ich muss zugeben: Ich mag das Spirituelle nicht so. Ich weiß, dass Yoga viel mehr als das Körperliche ist – aber da finde ich nicht rein. Das bin ich nicht. Mantras singen, intensive Atemübungen, puh, nee, irgendwie... nee. Ich bin eine von denen, die Yoga als Wellness- und Fitness-Bewegung mitmacht und das, was Yoga eigentlich ausmacht, ignoriert. Nicht so cool, ich weiß. Aber so sieht’s halt aus, ich bin ehrlich, wisst ihr ja.

 

Meine Yoga-Videos schaue ich mir auf Yoga Easy oder YouTube an. So. Und dann war ich letztes Jahr schwanger und eine Freundin erzählte mir von Monkey Yoga. „Die macht ganz coole Schwangerschafts-Yoga-Videos auf YouTube“, sagte sie. Ich probierte es aus – und war hin und weg. Lisa Kauff (35), der Kopf hinter Monkey Yoga, war selbst schwanger und hat sich zahlreiche Einheiten überlegt. Mal sanfter, mal knackiger, und immer sehr darauf bedacht, die Schwangere nicht zu überlasten. Ich folgte ihr daraufhin auch bei Instagram (@monkey.yoga.lisa) und war noch begeisterter. Lisa ist inzwischen zweifache Mutter. Ihre Beiträge sind keine spirituell-abgehobenen Zitate der großen Yogis, sondern ganz normale Gedanken einer Frau, die in der Rushhour des Lebens steht. Gedanken über Vereinbarkeit, über Weiblichkeit, über schlechte Laune und Energiespender, über Pandemiemüdigkeit, über Glückmomente und schlaflose Nächte. Lisa ist nahbar. Und das mag ich sehr.

 

Neulich habe ich gesehen, dass Lisa ab und an sogar „Yoga & Wein“ Events gemeinsam mit einer Winzerin anbietet. I mean… Yoga und Wein! Mehr geht nicht, oder? Ich find’s großartig.

Lisa ist für mich keine typisch Yoga-Lehrerin. Leider neigen einige Menschen, die sich für eine Yoga-Ausbildung entscheiden, dazu, ein wenig abgehoben-spirituell-verträumt zu wirken. Dann verliere ich den Zugang. Lisa gehört nicht dazu. Und genau deshalb habe ich sie interviewt.

Ein Leben auf der Überholspur

Monkey Yoga Lisa Kauff
Foto: Anne-Kathrin Brunier

Nach den ersten zwei Sätzen unterbrach sie sich schon selbst lachend: „Ich bin total müde heute, sorry!“ Ich musste grinsen. Sympathisch – denn meine Nacht war auch nicht gerade erholsam. Zwei müde Mütter quatschten also drauflos.

 

Lisa hatte jahrelang überhaupt nichts mit Spiritualität oder Yoga am Hut. Im Gegenteil – sie führte ein Leben auf der Überholspur. „Ich habe den Leistungsgedanken in die Wiege gelegt bekommen“, erzählt mir Lisa. „Meine Eltern hatten mit Mitte 20 drei Kinder, haben parallel dazu studiert, Leistung war wichtig. Und ich habe immer mitgemacht. Ich war gut in der Schule, ich bin so durchgerutscht. Eigentlich wollte ich Sport studieren, doch meine Eltern überzeugten mich davon, einen ‚sicheren‘ Weg zu wählen. So kam ich zum Studiengang International Business. Auch hier passte ich mich an. Gute Noten, gute Erfahrungen, gute Referenzen. Nach dem Abschluss bekam ich eine Stelle in einer großen Wirtschaftsprüfung.“

 

Lisa machte Karriere. Erst in der Wirtschaftsprüfung, dann in einem großen Unternehmen. Power, Power, Power. Nicht nur im Job, auch in ihrer Freizeit suchte sie die Herausforderungen. Fitness, Krafttraining, Mountainbike. Und sie rutschte von einer Beziehung in die nächste.

„Ich habe die Konflikte angezogen“, erzählt mir Lisa. „In allen Lebensbereichen war unglaublich viel Energie, meine Jobs, aber auch meine Beziehungen waren immer extrem konfliktgeladen. Ich kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe.“

Wie kann ich das Gedankenkarussell anhalten?

2014 kam dann der Gedanke: Ich schmeiß alles hin. „Ich konnte nicht mehr, es war zu viel. Am liebsten hätte ich alles gekündigt, meinen Job, meine Wohnung, meine Beziehung. Ab nach Bali. So krass war es dann nicht, aber das Ende einer katastrophalen Beziehung war der Auslöser für mich, vieles zu überdenken. Ich habe mir vier Wochen Auszeit genommen und wusste, dass sich etwas ändern musste.“

Im Fitnessstudio besuchte sie einen Yogakurs – und fand endlich, endlich die ersehnte Ruhe. „Nach der Stunde hatte sich irgendwas in mir verändert. Für ein paar Stunden kam das Gedankenkarussell zum Stillstand. Das ‚Training‘ hat nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Kopf erreicht.“ Sie ging immer häufiger zum Yoga, „brauchte“ diese Stunden regelrecht.

 

Lisa lernte ihren jetzigen Mann kennen und führte viele Gespräche darüber, wie es weitergehen könnte. Sie ging ganz strategisch an die Planung. Und am Ende stand da: Yoga-Lehrerin. Also los. Sie machte eine Yoga-Ausbildung neben dem Job und gründete Monkey Yoga. „Ich hätte nie gedacht, dass das so einschlägt. Damals habe ich noch in Mainz gelebt und Kurse im Park gegeben – plötzlich stand ich da vor 100 bis 130 Leuten“, erzählt Lisa.

 

Daraufhin hat Lisa ihre Stelle auf 80% reduziert. Durch Monkey Yoga begegnete sie ihrem Bürojob distanzierter. „Durch meine Zeit auf der Yogamatte wurde mir klarer, welche Kämpfe ich austragen möchte und welche nicht“, beschreibt sie.

Hochzeit, Schwangerschaft, Umzug – und dann kam auch noch Corona...

Foto: www.parallel-dream.de
Foto: www.parallel-dream.de

Lisa heiratete und wurde schwanger. In der Elternzeit machte sie weiter mit Monkey Yoga, konzentrierte sich zudem auf die neue Rolle mit Baby. Dann folgte der nächste Einschnitt: „Wir mussten umziehen, da mein Mann eine neue Stelle bekam. Für mich war dieser Umzug dramatisch, da ich mir in Mainz eine wirklich gute Position erarbeitet hatte. Das war eine große emotionale Belastung. Es hat 6 bis 12 Monate gedauert, bis ich mich mit der Situation angefreundet hatte. Mein Gedanke war immer: Jetzt muss ich Monkey Yoga nochmal ganz neu aufbauen.“

Doch es kam anders – Corona brachte alles durcheinander.

„Ich war mit dem zweiten Kind schwanger und mir ist die Decke auf den Kopf gefallen. Ich bin kein Typ, der die Füße stillhalten kann. Für mich waren Online-Videos ein Weg, Kontakt nach außen zu halten und präsent zu bleiben. Ich habe alles autark mit Stativ und Kamera allein im Garten gemacht. Im Klartext: Wenn meine Tochter eine Stunde Mittagsschlaf gemacht hat, habe ich schnell mein Video gedreht.“

 

Lisa hatte anfangs nicht den Plan, ganze Online-Programme zu konzipieren. Schritt für Schritt wuchs ihr Business. Die Nachfrage war riesig, ihre YouTube Videos erreichten viel mehr Frauen, als Lisa dachte. Sie beschloss, ihre Arbeit nicht mehr kostenlos anzubieten. Ein wichtiger Schritt – und ich finde ihn absolut richtig und nachvollziehbar.

 

Auf monkeyyoga.de gibt es nun Onlinekurs-Pakete, Schwangerschafts-, Rückbildungs- und Mama-Yoga. „Sobald der Kleine in die Kita geht, plane ich weitere Kurse, unter anderem Resilienz-Yoga. Das soll eine Mischung aus Theorie und Praxis werden, dafür brauche ich aber mehr Zeit als den Kinder-Mittagsschlaf.“

"Ich glaube daran, dass sich vieles von selbst ergibt"

Ansonsten ist Lisa angenehm entspannt, was ihre Zukunftspläne angeht. Sie ist noch angestellt und in Elternzeit. Bleibt sie in ihrem Job? Setzt sie alles auf eine Karte und macht nur noch Yoga? Gibt es bald noch mehr Online-Kurse oder konzentriert sie sich wieder auf Kurse vor Ort?

„Ich könnte mir auch vorstellen, mit einem Hotel zusammenzuarbeiten, um dieses als Yoga-Hotel aufzustellen. Nicht (nur) als Yogalehrerin, sondern eher als Koordinatorin, die Retreats organisiert und einem Hotel hilft, sich zu positionieren“, erzählt mir Lisa.

 

Kommt da doch wieder die „alte Lisa“ durch? Viel machen, viel anpacken, viel leisten? „Vielleicht“, lacht Lisa. „Aber beim Yoga steckt ein völlig anderer Antreiber dahinter. Ich habe nicht das Gefühl, mir beweisen zu wollen, dass ich es kann, sondern die Arbeit macht mir wirklich unglaublich Spaß. Und klar, wenn ich vor 100 Leuten stehe, reizt mich auch der Nervenkitzel und Gefühl von Adrenalin.“

Keinen konkreten Fünf-Jahres-Plan zu haben findet Lisa nicht schlimm. „Ich habe nie bewusst angestrebt, mit Online-Programmen ein passives Einkommen zu generieren. Aber es hat sich alles gefügt. Ich glaube daran, dass sich vieles ergibt, auch wenn ich noch keinen klaren Plan habe. Wenn du an dich glaubst und optimistisch bleibst, wird das werden.“

 

Danke, Lisa, für diese mutmachenden Worte und deine tolle Arbeit.

Goodie!

Ich werde in den nächsten Wochen ausgiebig den Mamasté Kurs testen – und habe für euch noch ein Goodie: Mit dem Code  AnnaMaas15  bekommt ihr 15% Rabatt auf den Schwangerschafts-, Rückbildungs- oder Mamasté-Onlinekurs von Lisa. Einfach bei der Buchung auf www.monkeyyoga.de/onlinekurse eingeben und los geht’s. Der Code ist gültig bis zum 31. Juli 2021.

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