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10 Wege, die Corona-Krise als Chance zu nutzen

Don’t panic. Das ist leichter gesagt als getan. Lange war ich diejenige, die sagte: „Leude, beruhigt euch, is‘ nur eine Grippe, wieso rasten alle so aus?“ Aber irgendwann hat es dann auch bei mir Klick gemacht. Ich begann zu lesen, weiterzulesen, zu verstehen. Vor ein paar Tagen habe ich kapiert, dass es nicht darum geht, ob ICH krank werde, sondern darum, unser Gesundheitssystem zu schützen und die Geschwindigkeit der Ansteckungen zu verlangsamen. Wir alle müssen jetzt solidarisch sein, damit keiner sterben muss, weil nicht ausreichend Betten auf der Intensivstation verfügbar sind. Und wenn sich jemand ein Bein bricht, eine Blinddarmentzündung hat oder einen Schlaganfall hat, dass müssen auch diese Menschen behandelt werden können. Das normale Leben mit den normalen Schicksalen und Unglücken geht schließlich auch noch weiter.

 

Also: Bleibt zuhause, verdammt nochmal. Erst recht, wenn ihr erkältet seid. Vielleicht ist es Covid-19 und niemand wird es je erfahren. Vielleicht auch nicht. Scheißegal. Hustet in den Ellenbogen, wascht euch die Hände und bleibt anderen Menschen fern. Meldet euch krank, wenn ihr erkältet seid.

 

So. Und trotz all dieser Infos und Ansagen und Vorsichtsmaßnahmen soll man nun cool und entspannt bleiben, keine Panik bekommen und nicht hamstern. Gar nicht so einfach. Ich bin zwei Tage lang fast durchgedreht. Habe News inhaliert, die Infos vom Robert-Koch-Institut wieder und wieder gelesen, auf Horrornachrichten gewartet. Irgendwann habe ich geheult und mir gedacht: Jetzt reicht’s. Ab jetzt gucke ich 1x täglich Tagesschau, bleibe zuhause und versuche, diese Krise positiv zu sehen. Denn jede Krise ist auch eine Chance. Also los.

1. Die Gesellschaft könnte zusammenwachsen

Paradox: Dadurch, dass wir alle körperlich voneinander abrücken, rücken wir psychisch und gesellschaftlich näher zusammen. Wir halten Abstand, um uns zu schützen. Wir nehmen Rücksicht aufeinander, weil vor dem Virus alle gleich sind. Jeder von uns könnte selbst erkranken oder geliebte Menschen verlieren. Keiner weiß, wie es weitergeht. Wir haben alle den gleichen Feind – und es ist keiner von uns. Niemand ist schuld. Und genau dadurch könnte eine Nähe und Solidarität entstehen, die wir uns vielleicht bewahren können. Kühne Träume einer hoffnungsvollen Optimistin.

2. Familien wachsen zusammen

Mama und Papa machen Homeoffice, Schule fällt aus, Sport fällt aus, Verabredungen fallen aus, man hängt eigentlich 24/7 aufeinander. OH GOTT. Aber ey, vielleicht tut das mal ganz gut. Vielleicht merken wir endlich, was die anderen wirklich beschäftigt. Tauschen uns mehr aus, lernen uns von neuen Seiten kennen und werden gemeinsam kreativ, wenn es darum geht, Langeweile zu bekämpfen. Ja, wahrscheinlich gehen wir uns auch manchmal ziemlich auf den Keks. Aber das gehört schließlich auch dazu, auch hier geht es darum, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Ich glaube, in dieser Zeit kann man sehr viele Werte vermitteln und zusammenwachsen. Am Ende gehen viele Familien gestärkt aus dieser globalen Krise, davon bin ich überzeugt. (Und bestimmt gibt es in 9-10 Monaten viele Babys, hihi.)

3. Wir haben Zeit

Das Credo unserer Gesellschaft – „Ich hab keine Zeit“ – gilt für die meisten nicht mehr. Fahrtwege fallen weg, Reisen, Veranstaltungen und Verabredungen fallen aus. Wir haben Zeit. Zeit zum Lesen, zum Denken, zum Ausprobieren, zum Reden, zum Wein trinken, zum Filme gucken, zum Kochen, zum Backen, zum Schreiben, zum Dumm-Rumhängen, zum Renovieren, zum Einpflanzen, zum Basteln, zum Spazierengehen, zum Blätter sammeln, zum Nähen, zum Ideen spinnen, zum Radfahren, zum Rumfahren, zum Spielen, zum Yoga machen. Nehmt euch raus, was ihr wollt. Ihr habt Zeit. Nutzt sie sinnvoll – oder sinnlos. Hauptsache, es tut euch gut.

4. Arbeitgeber lernen, dass es auch anders geht

Spannendes Szenario: Ein ganzes Unternehmen schickt die Mitarbeiter ins Homeoffice und merkt, dass sich eigentlich nichts verändert. Alles läuft wie immer, man telefoniert, man hat digitale Meetings, man schreibt sich Mails und alles läuft. Wenn Arbeitsgeber merken, dass es funktioniert und dass in einigen Jobs weder Fahrtwege noch Dienstreisen unbedingt notwendig sind, könnte unsere Arbeitswelt zukünftig viel flexibler werden. Klar, das geht nicht überall und in einigen Branchen ist das nicht so easypeasy möglich. Aber ich glaube, dass trotzdem einige Chefs (und Mitarbeiter) überrascht sein werden, wie gut dieses Homeoffice funktioniert – und daraus lernen.

5. Wir machen uns locker

Im Leben läuft es nicht immer nach Plan. Mit der Geburt eines Kindes wird das sowieso schnell klar. Kurzurlaub geplant? Magen-Darm-Infekt aus der Kita. Freier Abend mit Babysitter? Nach 30 Minuten kommt der Anruf, dass sich das Kind nicht beruhigen lässt. Tja. Irgendwann lernt man, damit umzugehen. Es hilft nicht, sich zu ärgern. Gilt auch jetzt. Urlaube absagen, Hochzeiten absagen, Geburtstagsfeiern absagen, ja, das nervt, aber das ist halt jetzt so. Wir sollten die Situation annehmen und für uns das Beste daraus machen. Planbarkeit ist schön, aber eben nicht real. (Aktien- und Fondsbesitzer kennen das Gefühl gerade nur zu gut.) Eine Lektion, die einem im Leben sehr, sehr oft begegnet und die wir jetzt wirklich lernen können, da die Situation wahrlich ungewöhnlich ist.

6. Das Internet verbindet uns

Ich bin in letzter Zeit oft kritisch gegenüber Instagram gewesen. Aber was gerade (zumindest in meiner Bubble) passiert, macht richtig gute Laune. Das Netz bietet aktuell so viele Möglichkeiten, sich solidarisch zu zeigen, einander zu helfen und gemeinsam stark zu sein. Eltern tauschen unter den Hashtags #launestattlagerkoller und #spielenstattpanik Ideen aus, wie Kinder beschäftigt werden können. Verena Pausder, Expertin für digitale Bildung, hat eine super Liste für digitales Lernen zusammengestellt. Psychisch erkrankte Menschen tauschen Tipps aus, wie man Struktur in dieses Chaos bringt. Bücherwürmer geben Lesetipps raus. Es werden Tipps ausgetauscht, wie man digitale Meetings durchführen kann. Berater und Coaches bieten kostenlose Telefonate an und vieles mehr. In jeder Bubble gibt es so viel Solidarität, dass ich heulen könnte, weil ich so gerührt bin.
Ich habe zwei Mädelsabende spontan in die digitale Welt verlegt – Hangouts, Skype, Facetime und WhatsApp Video machen es möglich, dass wir trotzdem zusammensitzen, reden, ein Glas Wein zusammen trinken und uns nah sind. Vor 20 Jahren wäre diese soziale Distanz so viel schlimmer gewesen. Ganz große Internet-Liebe hier.

7. Die Welt wird digitaler werden

Digitales Home-Schooling bei Schulausfall? Ähm, ja, äh, Moment… darauf sind die allerwenigsten Schulen vorbereitet. Vermutlich wird sich nach der Corona-Krise in diesem Bereich so einiges tun. Gut so! Und auch viele Firmen werden sich besser aufstellen (müssen), damit in solchen Fällen kein Mitarbeiter nur wegen der verdammten Serveranbindung gezwungen ist, ins Büro zu kommen.

8. Wir schonen ganz nebenbei die Umwelt

Flug gestrichen, Kreuzfahrt abgesagt, Pendelei zur Arbeit fällt weg, Coffee to go braucht auch keiner mehr – schon haben wir die Umwelt geschützt. „Eine Krankheit, die das Pure, Reine, sprich: die Kinder verschont, Flugreisen und Kreuzfahrtbuchungen atomisiert und mit einer alttestamentarischen Wucht das Märchen vom für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum zerplatzen lässt“, schreibt Micky Beisenherz mit dieser ihn stets begleitenden Ironie in seinem Text auf Stern.de. Aber mal im Ernst: Vielleicht haben bessere Luft, Umweltschutz, Spaziergänge im Freien und gesellschaftliche Entschleunigung tatsächlich positive Effekte, man munkelt so etwas.

9. Alle wissen Care-Arbeit plötzlich zu schätzen

Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal, Krankenhelfer*innen, Erzieher*innen, Lehrer*innen – jetzt wird plötzlich klar, wie essentiell wichtig und unabdingbar diese Berufe sind. Daran sollten wir auch nach der Corona-Krise häufiger mal denken und diesen Menschen mit viel Respekt begegnen. Danke sagen tut nicht weh.

10. Wir sind dankbarer

Ständig diese Fahrerei. Die Hetzerei morgens, wenn die Kinder zur Kita/Schule müssen. Die ganzen Termine, die ewigen Meetings, die vollen Bahnen. Manchmal ist man vom Alltag echt genervt. Doch wenn er wegbricht, wenn die Struktur plötzlich fehlt, wissen wir diesen Trott wieder zu schätzen. Vielleicht schult uns die Krise in Dankbarkeit für das, was wir haben. Und das ist laut vieler Psychologen DAS Geheimrezept für mehr Zufriedenheit.

 

Also, Freunde. Stay the fuck at home, wir machen jetzt das Beste daraus, lernen ganz viel über uns selbst und wachsen als Gesellschaft.

 

Ganz viel Liebe für euch, helft den Schwachen und Alten und bleibt gesund!

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