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„Curvy Supermodel“ – kurviger Sexismus

Du bist zu dick. Diesen Satz sagen sich tausende, ach was, Millionen von Frauen jeden Tag. Ein Satz, der wahnsinnig gefährlich werden kann. Gerade wenn junge Mädchen der Meinung sind, unbedingt einem ungesunden Dünn-sein-heißt-schön-sein-Idealbild hinterherlaufen zu müssen. Eigentlich ist es doch ein gutes Signal, dass nun schon die zweite Staffel „Curvy Supermodel“ auf RTL 2 lief. „Echt. Schön. Kurvig.“, so der Claim der Sendung. Es wurden „die schönsten Kurven der Nation“ gesucht (und offensichtlich bereits gefunden). Ist nun also Schluss mit dem Schlankheits-Schönheits-Wahn?

Andere Maßstäbe – gleiches Prinzip

Mir stößt Curvy Supermodel genauso sauer auf wie jede andere Castingshow, in der sich junge Frauen nach ihrem Aussehen beurteilen lassen. Denn es ist doch völlig egal, ob das Mädchen nun Kleidergröße 34 oder 44 trägt – es geht hier nur darum, seinen Körper als Objekt der Begierde zu präsentieren. Auch bei Curvy Supermodel wird der Körper bewertet, nicht der Mensch. Es sind vielleicht andere Maßstäbe, aber „harmonisch“ sollte die Figur dann doch wirken, am besten der klassischen Sanduhr-Form entsprechen. Oh, halt. Natürlich geht es um viel mehr, die „Personality“ spielt immer eine ganz große Rolle. Die besteht aber in den Shows darin, immer supersympathisch aufzutreten, vor jedem noch so schleimigen Kunden mit einem Lächeln auf dem Gesicht in Unterwäsche auf und ab zu laufen, den Wünschen der Kunden zu entsprechen und möglichst wenig anzuecken. Sei lieb, sei brav, sei schön. Und das Lächeln nicht vergessen. Entschuldigung, mir kommt’s hoch.

Echt jetzt?

Kurz: Es geht bei Curvy Supermodel um genau das gleiche mieserable Frauenbild wie bei Germany’s next Topmodel. Und dann dieser Claim. „Echt. Schön. Kurvig.“. Sind also kurvigere Frauen echt und schön, schlanke Frauen demnach künstlich und hässlich? Was für ein Unsinn. „Echt“ ist in dieser Sendung sowieso nichts. Denn auch bei kurvigen Models geht es so zu wie bei dünnen Models: Da wird geschminkt und gezupft, gestylt und gefärbt, geschnitten und „optimiert“ was das Zeug hält. Sorry, RTL 2, „echt“ zu sein ist keine Frage des Hüftumfangs.

Ein letztes gutes Haar muss ich dem Konzept der Sendung aber doch lassen. Wenn junge Menschen zuschauen, merken sie vielleicht tatsächlich, dass auch kurvigere Frauen sexy, schön und begehrenswert sein können. Und dass Frauen mit mehr Umfang nicht automatisch faul und undiszipliniert sind. Das harte Idealbild der dünnen Frau wird – im wahrsten Sinne des Wortes – etwas weicher. Das ist gut. Das ist wichtig. Doch dass man sich unterordnen, ausziehen und als Sexobjekt präsentieren muss, um Anerkennung zu bekommen, ist das falscheste Signal, was man jungen Frauen vermitteln kann.

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