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Gastbeitrag: Ein Gedicht für dich – 2020

Zwei-Null-Zwei-Null.

Und Null ist auch die Bewertung, die ich dir geben würde, denn für alle bist du gerade nur eine Hürde. Ein Jahr, welches zu Beginn direkt zu Ende war. So bedeutend und groß, so maßlos und absolut nicht schwerelos.

 

Wo alle dem „Stay at Home Club“ beigetreten sind, ob Rentner, Mittvierziger ohne oder mit Kind. Ob man will oder nicht; Über‘s zu Hause bleiben geht dieses Gedicht.

 

Die Gebühr für den Club ist jedem jetzt klar – die Gesundheit. Ein Wort was jeder gerade schreit. Deswegen bleiben wir Zuhause zwangsweise oder freiwillig. Tja, das weiß man nicht. Wir machen Homeoffice und tanzen in Zoom, telefonieren mal wieder oder surfen nur rum. Wir bekommen die Krise mit den Kids oder meditieren zu den neuesten Hits.

 

Spazieren darf man auch noch und wer nicht spaziert, der geht laufen. Und wie ich sie hasse, diese Leute, die schnaufen – direkt ins Tuch neben mir. Die, die nicht wissen, was zwei Meter sind, dabei lernt das in der Grundschule jedes Kind. Doch die sind ja gerade zu sowie Kitas, Schulen, Restaurants und Cafés.

In meinem Kopf denke ich laut – OJE! Und mache doch mit. Will nicht schuld sein, wenn die Systeme crashen während sich Wissenschaftler mit Politikern bashen. Wenn die Welt eine Pause macht und sich doch schneller dreht als zuvor.

 

Und ich hier sitze und diese Bilder sehe und dann Statistiken hin und her drehe. Mir die eine Seite anhöre und die andere glaube. Und dann hoffe:

Hoffe, dass meine Familie und Freunde gesund bleiben.

Hoffe, dass meine Tochter sich nicht erinnert an dieses Jahr.

Hoffe, auf Medikamente und Impfstoffe.

Hoffe, dass wir aufwachen und das nur ein Traum war.

 

Dass, das P und C Wort wieder im Duden verschwinden und wir 2020 2.0 starten. Aber das Hoffen wird langsam zum Warten.

 

Was bleibt mir also noch? Der Optimismus – doch an dem rüttelt es auch. Wenn Freunde ihre Jobs verlieren und Kurzarbeit die Lösung für fast alles scheint, während die Krankenschwester vom Titelblatt weint.

 

Hab‘ ich Angst? Vielleicht ein bisschen, aber das ist auch gut. Denn mit der Angst kommt auch der Mut. Also ist es das, was mir noch bleibt. Nicht nur mir, sondern euch allen. Der Gesellschaft, die mehr zusammenwächst denn je.

 

Mein Papa sagt immer: Das kriegen wir schon hin. Und der Satz macht für mich jetzt noch mehr Sinn. Also nehme ich meinen Mut und zieh vor den Verkäufern, Ärzten und Co. meinen Hut.

 

Halte mich an die neuen Regeln und bleib zu Haus – schau vorfreudig aus dem Fenster raus. Auf die Zeit, wenn die Grenzen wieder frei sind und ich meiner Tochter die Welt zeigen kann oder einfach nur den Spielplatz nebenan.

 

Die Frage ist: Wann wird das sein? Bald mein Schatz! Und bis dahin bleiben wir daheim.

In großer Vermissung.

Laura Freutel...

... ist nicht nur eine sehr gute Freundin von mir, sondern auch Gelegenheits-Lyrikerin und die Autorin dieses Gedichts. Da ich von ihrer Performance in einer Sprachnachricht so begeistert war, habe ich sie gefragt, ob ich ihr Gedicht veröffentlichen darf.
Ich fühlte mich sofort in die Zeiten zurückversetzt, in denen ich noch häufiger zu Poetry Slams gegangen bin. Eng an eng mit fremden Menschen, frei atmend, frei von Ängsten, versunken und begeistert von der Kunst. Erinnert ihr euch noch?


Lauri findet ihr hier bei Instagram: @lauri.liebt

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