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IT-Girl oder It-Girl?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Deshalb sind neue Jobs, neue Wohnorte und neue Lebenssituationen immer anstrengend. Wir müssen uns anpassen, neu orientieren und Wege finden, glücklich zu sein. Vielen Menschen macht deshalb auch die Digitalisierung Angst. Werden viele Jobs obsolet? Können Maschinen uns ersetzen? Wie ändert die künstliche Intelligenz unseren Alltag?

Keine Ahnung vom Programmieren

Ich glaube: Es ist vor allem das Fremde und Neue, das uns Angst macht. Wie so oft. Es werden tausende neue Jobs und Möglichkeiten entstehen – wir können es nur nicht einschätzen. Die meisten Menschen haben beispielsweise vom Programmieren keine Ahnung. So gar nicht. Selbst „junge“ Menschen um die 30, so wie ich es bin, können zwar souverän technische Gräte bedienen, haben aber oftmals keinen Schimmer davon, wie man sie programmiert. Irgendwie peinlich: Da gibt man sich medienkompetent, hat aber doch keine Ahnung. Bei mir kam deshalb vor einer Weile der Wunsch auf, programmieren zu lernen. Ich googelte kurz und schämte mich, weil meine Recherche mich nur noch ratloser machte. Da wurden mir zig Programmiersprachen vorgeschlagen, die ich lernen könnte. Öhm, ja. Alles noch nie gehört, keine Ahnung, was ich wofür nutzen kann. Und dann habe ich das Thema mal wieder verschoben. Meine eigene Inkompetenz machte mich fertig und mein Respekt vor dem Thema wurde nur noch größer.

Und: Es fühlt sich irgendwie nach einer Männerdomäne an. So bescheuert das klingt, aber als Frau ist die Hemmung vielleicht noch ein bisschen größer, in diesen Bereich reinzuschnuppern. Dabei sollte gerade dieses Ungleichgewicht der Geschlechter dringend ausgeglichen werden. Denn nur, wenn sowohl Frauen als auch Männer programmieren können, werden digitale Inhalte ausgewogen sein.

Spielerisch lernen

In dem Moment meiner Resignation flatterte eine E-Mail in mein Postfach: CODINO stellte sich vor. Ein Baukasten, mit dem man programmieren lernen kann. Für Schüler angedacht, aber natürlich können auch Erwachsene damit spielerisch lernen. Na also, das war doch genau das, was ich wollte! Ich schrieb ein bisschen mit Stefanie Mrozek, Chief Marketing Officer von CODINO, hin und her und durfte schließlich das Starter-Kit testen. Ich hatte zwar neben meinem kleinen Baby und diversen Jobs bisher noch wenig Zeit dafür, aber an zwei Abenden steckte ich fleißig Kabel und LED-Lämpchen in ein Steckbrett, schrieb Codes und brachte die LEDs zum Leuchten und Blinken. Knaller, sag ich euch!

BUILD – CODE – PLAY

Das BUILD – CODE – PLAY Prinzip von CODINO wurde sogar schon mit dem deutschen Exzellenz-Preis (2019) und dem Innovationspreis Digitale Bildung des Bundesbildungsministeriums ausgezeichnet.

Stefanie hat mir noch einmal erklärt, was genau dahintersteckt: „Im BUILD-Teil baut man das Projekt zunächst auf – ein bisschen wie bei LEGO.“

Da hatte sie mich ja schon. LEGO! Hab ich schon immer geliebt!

„Dazu baut man einen Stromkreislauf auf und ergänzt dann – je nach Projekt – die entsprechenden Bauteile. Das können LEDs, Mikrofone oder Displays sein. Über ein USB-Kabel und einen sogenannten Mikrokontroller werden die Bauteile dann mit dem Computer verbunden. Im CODE-Teil startet man mit der Programmierung – und erweckt so die aufgebauten Bauteile zum Leben.“

Hier musste ich bei meinem allerersten Versuch kurz mal schlucken, als ich dann wirklich am Laptop kryptische Befehle eintippte. Aber es war tatsächlich alles sehr nachvollziehbar. Man tippt ab, was im Heft steht, und versteht dank der Erklärungen so nach und nach, was man damit eigentlich bewirkt.

„Im PLAY-Teil kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. Hier geht es darum, den Code spielerisch zu verstehen, z.B. in dem man Variablen verändert oder aus den Bauteilen etwas komplett Neues baut. So entwickelt man ein nachhaltiges Verständnis von Programmiersprachen und den Zusammenhängen innerhalb eines Programmier-Codes.“

Als ich meinem Mann glücklich zurief: „Schau mal, die LEDs blinken abwechselnd!“, sagte er: „Dann lass jetzt mal jede zwei Mal blinken!“ Und ich hab’s geschafft. Klingt erstmal ganz banal, aber wenn man irgendwelche Befehle tippt und sieht, dass man damit einen Effekt erzielt, macht das richtig stolz.

Grundlegendes Verständnis

CODINO
Stefanie Mrozek möchte Frauen zu mehr Tech & Digitalem ermutigen

CODINO versteht sich als Möglichkeit, (gefühlte) Schranken abzubauen und den Zugang zum Programmieren zu erleichtern. Übrigens kann man sich danach noch nicht bei Google als Programmierer bewerben, erklärt mir Stefanie. Es ist ein Einstieg, ein Reinschnuppern. „Wir erwarten ja auch nicht, dass zukünftig alle Software-Entwickler, Backend-Designer oder Datenbank-Spezialisten werden. Genauso wie niemand erwartet, dass jeder einen Marathon-Lauf laufen kann. Aber einen 100-Meter Lauf, den sollte jeder bestreiten können. Genauso verhält es sich auch mit der Programmierung: Ein grundlegendes Verständnis von Variablen, Schleifen und Algorithmen sollte jeder von uns haben. Nur so können wir die Digitalisierung begreifen und gestalten, denn schlussendlich basiert jede digitale Innovation auf Code und damit auf Programmiersprache.“

Frauen, werdet Digital-Pioniere!

Eigentlich war der Baukasten vor allem für Schüler angedacht, erzählt Stefanie: „Wir sind zunächst davon ausgegangen, dass Jugendliche ab 12 Jahren unsere Kernzielgruppe sind. Im Laufe der Zeit hat sich aber gezeigt, dass sich Kunden über alle Altersstufen hinweg für CODINO begeistern. Zu Weihnachten haben wir eine Postkarte von einem 89-Jährigen Kunden bekommen – er nutzt CODINO als Gehirnjogging und hält sich so mental fit.“

Mit 89 noch die Grundlagen des Programmierens lernen, wie cool ist das denn?!

Der Baukasten ist für jedes Alter und jedes Geschlecht geeignet. Es ist kein „Jungs-Produkt“, soll aber auch nicht nur explizit Frauen ansprechen. Trotzdem ist es natürlich auch Teil der Idee, die weibliche Zielgruppe anzusprechen. „Wir müssen jetzt etwas bewegen, damit wir Frauen von den Chancen der digitalen Zukunft profitieren und auch im Tech-Bereich endlich die 50% Marke knacken“, so Stefanie.

Tatsächlich ist die Digitalisierung eine unglaubliche Chance für alle Frauen, schnell Großes zu erreichen. Hier steckt irre viel Wachstumspotenzial und die Flexibilität der Branche ist ebenfalls gegeben. Stefanie fasst es so zusammen: „Ich möchte Frauen dazu ermutigen, etwas Neues zu lernen und sich an Technik & Digitales ranzutrauen. Denn ich bin überzeugt davon, dass die Chancen der Zukunft in der digitalen Welt liegen – mir zeigt die Arbeit im Silicon Valley, dass ein Tech-Background hier bei fast allen Job-Postings vorausgesetzt wird. Wer also heute zum digitalen Pionier wird, sich digitale Kompetenzen aneignet und sich für digitale Innovationen begeistert, kann aus meiner Sicht zukünftig enorm profitieren.“

Mut, Neues zu wagen

Mir hat die Erfahrung mit CODINO vor allem eines gezeigt: Es macht Spaß, sich ab und zu auf unbekanntes Terrain zu wagen. Neues auszuprobieren. Und zu sehen, dass es funktionieren kann. Das Gehirn bekommt neue Impulse, das Selbstwertgefühl einen kleinen Kick. Inspiration entsteht nur, wenn wir unseren Blick öffnen und über den Tellerrand schauen. Filterblase aus, Augen auf. Ich werde bestimmt keine Programmiererin. Aber es fühlt sich gut an, dass ich ein grundlegendes Verständnis dafür habe, wie Code funktioniert.

Es wäre so schön, wenn die Mädels der nachfolgenden Generationen sich weniger für GNTM und mehr für C++, PHP und Java interessieren würden. Insta-Codes statt Insta-Posts. Mädels, werdet doch einfach IT-Girl statt It-Girl. Denn unsere digitale Zukunft sollte von Frauen und Männern gleichermaßen gestaltet werden.

(Info: Das CODINO Starter Kit wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt.)

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