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Coole Frauen: Lara Brockhaus vom Bad Moms Club

Lara Brockhaus (27) war bis vor Kurzem das, was man „Influencerin“ nennt. Mit ihrem Blog „The Blonde Stories“, den sie während ihres Studiums aufgebaut hat, war sie eine der Großen. Auf Instagram teilte sie wunderschöne Reisen, inspirierende Orte, coole Outfits und perfektes Essen mit ihren tausenden Followern. Doch je länger sie diesen Job machte, desto weniger Spaß hatte sie daran. Die About You Awards 2018 wurden für Lara zum Wendepunkt. „All die Influencer dort waren ausschließlich auf sich selbst fixiert“, erzählt sie. „Es war schrecklich. Ich wollte kein Teil dieser Welt sein.“ Ihre letzten Posts bei Instagram wirken zynisch. „Cheesy Sonnenuntergangs Bild Nummer Fünftausend“ steht neben einem Foto, auf dem sie und ihr Mann am Infinity Pool im Sonnenuntergang stehen. Lara hatte es satt. Das spürt man.

Gründung mit ihrer Schwester Joanna

Als Bloggerin und Instagram-Sternchen hatte Lara bereits das Label „Lazy Muse“ gegründet. „Mein Mann ist Inhaber eines Textil-Druckservices, der faire und nachhaltige Textilien bedruckt bzw. veredelt“, erzählt Lara. „Und als Bloggerin habe ich mich sowieso viel mit Kleidung beschäftigt. Da lag es nah, etwas mit Mode zu machen.“

Doch nach und nach wurde ein anderes Thema immer präsenter. Laras Schwester Joanna Diemer hat zwei Kinder, inzwischen 8 und 10 Jahre alt. Lara bekam hautnah mit, dass die heile Familienwelt im Internet keineswegs der Realität entsprach. „Ich saß oft mit meiner Schwester zusammen und habe darüber gesprochen, dass der Austausch über das echte Familienleben fehlt“, erzählt Lara. „Damals gab es das Wort noch nicht, aber Momshaming war auch vor ein paar Jahren schon ein Problem. Wir dachten uns: Wieso sollten wir nicht mal die echten Sorgen von Müttern ansprechen? So entstand die Idee zum Bad Moms Club.“

Lara selbst hat übrigens noch keine Kinder – das soll sich aber bald ändern.

Anecken als Ziel

Wenn man den Bad Moms Club im Netz sucht, findet man vor allem ein Klamotten-Label. „24 / 7“ oder „She’s CHAOS“ steht auf Hoodies und T-Shirts. Mütter wissen, was gemeint ist. Die Bilder sind sehr hip, sehr cool – man merkt, dass Lara als Influencerin weiß, was funktioniert. Doch eigentlich geht es den beiden nicht nur um Mode. „Wir wollen anecken“, so Lara. „Wir möchten Themen ansprechen, die unbequem sind. Fehlgeburten, Sexleben als Mutter oder der nervige ‚Hauptsache gesund’-Spruch, obwohl man sich vielleicht ein anderes Geschlecht des Kindes gewünscht hatte.“ Der Community-Gedanke soll in den nächsten Wochen noch stärker ausgebaut werden. „Momentan vernetzen wir uns vor allem über Instagram-Stories. Wir haben aber auch eine geschlossene Facebook-Gruppe, in der sich Mütter über alles austauschen können und sollen.“

Sind wir alle schlechte Mütter?

„Bad Moms Club“ – was ist denn eine „Bad Mom“? „Natürlich ist der Name eine Provokation“, sagt Lara. „Wenn man das Gefühl hat, eine schlechtere Mutter zu sein, weil nicht alles perfekt läuft, sollte man selbstbewusst bleiben und entgegenen: Dann bin ich eben eine schlechte Mutter. Na und? – So ist der Name gemeint. Natürlich wollen wir die Mütter entspannen und sagen, dass alles gut ist, so wie sie es machen. Wir möchten uns gegen Momshaming einsetzen.“

Mein Gefühl zum Bad Moms Club

Ich finde die Zielsetzung von Lara und ihrer Schwester großartig. Es kann gar nicht genug Labels und Initiativen geben, die sich für mehr Verständnis und Offenheit unter Müttern und gegen Momshaming aussprechen. Auf der Webseite findet man den wunderbaren Spruch: „Ob Flasche geben, Stillen, Spielzeug aus Plastik oder Naturkautschuk: Hinter jedem großartigen Kind steht eine Mutter, die sich sicher ist, alles falsch zu machen.“ Wie wahr.

Ich glaube, dass Lara gerade in einem Umdenk-Prozess steckt – weg vom Influencer-Perfektionismus und hin zum echten Leben. Wenn man mich fragt, sind die Bilder des Bad Moms Clubs noch ein bisschen zu perfekt und die Mütter, mit denen sie zusammenarbeiten, zeigen auf ihren eigenen Profilen auf den ersten Blick viel heile Welt und eben nicht das echte Leben. Kurz: Mir persönlich ist das zu noch etwas zu viel Influencer-Gedöns. Um die Botschaft wirklich zu transportieren, müsste der Bad Moms Club in meinen Augen noch ein bisschen authentischer werden – ich verstehe aber auch den Anspruch, ästhetische Bilder zeigen zu wollen, da die beiden momentan eben vor allem Mode vertreiben. Aktionen wie der Say-It-Sunday sind aber ein super Anstoß. Ich würde mich freuen, wenn der Bad Moms Club in den nächsten Monaten immer mehr ein Ort für ehrliche Gedanken und einen offenen Austausch wird. Viel Erfolg dabei, Lara und Joanna!

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