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Guter Vorsatz: Mehr kämpfen, weniger lächeln.

Kaum ein Frau schafft es, sich immer kämpferisch, selbstbewusst und emanzipiert bis in die Haarspitzen zu präsentieren. Das ist okay, denn niemand ist perfekt. Trotzdem sollte wir draus lernen. Und die schlagfertigen Antworten, die uns hinterher einfallen, beim nächsten Mal benutzen. Ein Erfahrungsbericht, wie ich am Telefon belästigt wurde und an der richtigen Reaktion gescheitert bin.

Bagger-Versuche bei der Terminvereinbarung

Ich habe kürzlich Krankengymnastik verschrieben bekommen und bei einer Physiotherapie-Praxis angerufen, um Termine auszumachen. Meinen Gesprächspartner habe ich wohlbemerkt noch nie gesehen. Er schien in Plauderlaune zu sein, scherzte die ganze Zeit herum. Dann fragte er mich nach meinem Geburtsdatum, für die Akte. Wiederholte es, als rechne er nach, wie alt ich denn sei. Schließlich fragte er nach einer Telefonnummer, als Kontakt. Ich diktierte meine Handynummer. Bis dahin alles normal. Doch dann ging es los.

„Dann kann ich dir ja gleich eine WhatsApp schreiben“, sagte er.

Ich war perplex, lachte künstlich, sagte sowas wie „Theoretisch, ja.“ Und er ließ nicht locker. „Hast du ein Bild drin, darf ich mir das angucken?“

Ich war sprachlos. „Ist doch egal“, sagte ich unbeholfen.

„Wie, egal? Hast du eins drin, oder nicht?“

„Ähhh...“ Ich ließ eine Pause entstehen. War überfordert. Sagte schließlich mit fester Stimme: „Ich würde jetzt gern einfach nur meine Termine machen.“

„War ja auch nur ein Scherz“, sagte er. Und machte mit mir Termine aus. Zum Glück war der Herr am Telefon nicht mein Physiotherapeut, sonst hätte ich diese sicher nicht wahrgenommen. Unwohl, schmutzig und belästigt fühlte ich mich trotzdem.

Harmonie? Drauf geschissen.

Was für ein unfassbar unprofessionelles Verhalten. Ich war schockiert. Und von mir selbst enttäuscht, nicht besser reagiert zu haben. Eigentlich hätte ich ihn anmotzen sollen, ihn anschreien, was dieses dumme Gebagger soll, was er sich einbilde. Und dass ich keinen Flirt, sondern professionelle Hilfe brauche, die ich offenbar dort nicht zu erwarten habe. Ich hätte auflegen sollen. Stattdessen: unbeholfenes Kichern, Ausflüchte und tatsächlich sechs Termine in der Praxis bei einem seiner Kollegen. Ich erzähle das hier so offen, obwohl ich mich ein bisschen für meine Reaktion schäme, um zu zeigen, wie wahrscheinlich viele Frauen reagiert hätten. Wir sind so erzogen. Sei lieb, sei höflich, sei nett. Frauen sorgen in ihrem Umfeld gern für Harmonie. Ich war immer stolz darauf, „Sonnenschein“ genannt zu werden. Und ja, ich will auch ein positiver Mensch bleiben, doch ich nehme mir fest vor, in Zukunft bei solch einer Belästigung stärker zu reagieren. Harmonie? Drauf geschissen. So etwas muss sich keiner gefallen lassen. Vielleicht bin ich nächstes Mal die coole Socke, die ich mir vornehme, zu sein.

 

Übrigens: Ich habe vielleicht nicht richtig reagiert. Doch nicht ich bin die Wurzel dieses beschissenen Gefühls. Der Typ am anderen Ende der Leitung hat den Fehler begangen. Er ist es, der sich schämen sollte.

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