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Mutter werden ist eine Stärke, keine Schwäche

Ich bin schwanger. Immer noch fällt es mir schwer, diesen Satz zu sagen und zu glauben. Immer noch passiert es mir, dass ich ab und zu für eine Weile vergesse, gerade „in anderen Umständen“ zu sein. Doch dann zwickt es kurz im Unterleib oder die Brüste schmerzen, und schwupps, wird mir klar: In mir wächst mein Baby. Es ist ein unglaubliches Wunder, dass ich wahrscheinlich erst so richtig fassen kann, wenn ich kugelrund bin, das Kind spüre und immer wieder auf einem neuen Ultraschall-Bild sehe, was ich kaum glauben kann.

Ich werde Mutter.

Und in meinem Kopf kreisen die Gedanken. Ich trage zumindest für die Zeit der Schwangerschaft und Stillzeit eine Verantwortung, die ein Mann niemals tragen kann (danach teilen wir diese Verantwortung zumindest auf). Mir wird noch einmal bewusst, was zwar in der Theorie vorher schon klar war, aber erst jetzt richtig greifbar ist: Männer und Frauen sind nicht gleich. Frauen müssen durch die Schmerzen und Gefahren der Geburt und ernähren das Kind. Und ja, sie sind in dieser Phase weniger leistungsfähig. Die Schwangerschaft sorgt für Übelkeit und Unwohlsein, Müdigkeit, Schmerzen, Vergesslichkeit, schlechten Schlaf und ständige Sorgen, dass etwas schiefgehen könnte. Das sollte gesellschaftlich akzeptiert werden – und Frauen sollten nicht das Gefühl bekommen, durchpowern zu müssen, bis sie umfallen und damit ihr Kind in Gefahr bringen. Da wächst ein neues Leben heran: ein neues Gehirn, neue Muskeln, ein neues Herz. Ja, es kann schon mal müde machen, einen kleinen Menschen in sich zu formen. Vielleicht ist man im Job tatsächlich zeitweise nicht bei 100%. Seht es nicht als Schwäche an, sondern als Stärke.

Mutter werden – Frau bleiben

Trotz allem nehme ich mir vor: Ich will Mutter werden und gleichzeitig die Frau bleiben, die ich auch vorher war. Ich will (auch, aber) nicht nur über Kinder, Schwangerschafts-Wehwehchen und Erstausstattungen reden. Ich bleibe immer noch ich, auch wenn dieses Ich jetzt unter anderem eine werdende Mutter ist. Aber ich bin eben auch nach wie vor Journalistin, Texterin, Freundin, Partnerin, Tochter, Leseratte, Mutmacherin, Bloggerin, Hobby-Bäckerin und noch viel mehr. Und ich erwarte zwar von meinem Umfeld Verständnis, wenn es darum geht, dass ich früher ins Bett muss, Schmerzen oder Sorgen habe – aber ich erwarte auch, dass mich niemand, der von meiner Schwangerschaft erfährt, in die Schublade „weg vom Fenster“ steckt. Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit. Ein Kind reduziert weder Können noch Talent der Mutter, im Gegenteil, es sorgt für Lebenserfahrung, kreative Anstöße, Stärke und neue Denkmuster. Als Freelancer hab ich es viel leichter, das ist mir absolut bewusst. Ich kann meine Zeiten frei einteilen, mittags schlafen, wenn mir danach ist, und trotzdem alles schaffen. Doch auch in allen anderen Berufen gilt: Unterschätzt niemals eine (werdende) Mutter. Auch wenn sie mal müde ist. Sie ist immer noch die talentierte Karrierefrau, die sie auch ohne Bauch war. Und wahrscheinlich ist sie nach der Geburt sogar stärker, erwachsener, schöner, liebevoller, klüger und effizienter als je zuvor.

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