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Super Laune statt super Styling

Ach, wie gern wäre mir mein Aussehen total egal. Ehrlich! Ich bewundere Alicia Keys, die einfach gesagt hat: Make-up? Pfft, nö. Ich feiere Plus-Size-Models, die sich im Bikini zeigen und richtig jut druff sind. Wenn eine Freundin jammert, dass sie zugenommen habe, bestärke ich sie, dass sie wunderschön und das Gewicht völlig egal ist. Nach außen hin habe ich diese Selbstliebe also voll drauf. Doch wenn ich meinen Blick auf mich selbst richte und schlecht drauf bin, werde ich zur härtesten Richterin. Obwohl ich alles in allem ganz zufrieden bin, sehe ich in manchen Momenten nur noch meine Makel. Falten! Pickel! Graue Haare! Bauchschwabbel! Muffin-Top-Röllchen! Hängebrüste! Orangenhaut! Ein Kilo mehr auf der Waage!

Wenn das Äußere stimmt, kommt der Rest von selbst?

Wieso bin ich bei mir selbst so oberflächlich, obwohl ich es doch besser weiß? Ich glaube, dass immer noch viele Frauen gelernt haben, dass sie schön sein müssen, um etwas wert zu sein. Es ist nur menschlich, dass man positiv auf andere wirken möchte – und Frauen wollen diese Wirkung oft durch Äußerlichkeiten erzielen. Zieh dich schick an, schmink dich, sieh möglichst jung und frisch aus, dann wird dir der Rest zufallen. Nach wie vor werden in den der medialen Berichterstattung über weibliche Prominente immer und immer wieder die äußeren Werte diskutiert. Und selbst eine Charlotte Roche, die ich für wahnsinnig selbstbewusst gehalten habe, gibt im Podcast „Hotel Matze“ zu, dass sie sich sehr lange Gedanken darum gemacht habe, ob ihre Brüste zu klein seien. Wie bescheuert sind wir eigentlich?

Den anderen ist mein No-Make-Up-Day herzlich egal

Was also tun, um sich von diesem Druck frei zu machen? Der Schlüssel, klar, ist Selbstliebe. An guten Tagen weiß ich genau, dass ich nichts zu meckern habe und stolz auf meinen Körper sein kann. Erst recht, seit ich schwanger war, ein Kind zur Welt gebracht und gestillt habe. Boah, was mein Körper alles kann! Mütter sind sowieso Superhelden, alle anderen Frauen natürlich auch. Unser Körper gehört zu uns. Jede Falte, jedes graue Haar, jede Delle. Embrace, und so. Ich gehe ab und zu ungeschminkt vor die Tür. Spreche mit Menschen, die meine Falten, Pickel und grauen Haare sehen können. Früher hätte ich das nie gemacht. Heute gucke ich einfach mal, was passiert. Siehe da: Nichts. Den meisten Leuten ist mein No-Make-Up-Day nämlich herzlich egal. Und schwupps, sind meine Selbstzweifel ein bisschen kleiner.

Kein Druck: Mode und Beauty sollten Spaß machen

Ein wenig optimische Selbstoptimierung sollte allerdings nicht gleich als Zeichen des Selbsthasses gewertet werden. Shopping, Kleidung und Beauty können Spaß machen. Man kann sich über Mode und Make-Up ausdrücken, kann besonders selbstbewusst oder eher unscheinbar wirken, mit Farben experimentieren, in verschiedene Rollen schlüpfen, die eigene Außenwirkung verändern und einen eigenen Stil finden. Styling kann auch die Stimmung heben. Wenn die Augenringe dunkel und die Haut fahl ist, hilft die Beauty-Industrie, sich etwas besser zu fühlen. Ist das schlimm? Ist man deshalb oberflächlich? Puh, keine Ahnung. Vielleicht. Ein bisschen. Aber das ist okay. Man darf sich helfen lassen, um sich besser zu fühlen. Mal von der guten Freundin, mal von einem guten Concealer.

Sei dir selbst eine Freundin

 

An schlechten Tagen, an denen ich nur noch meine „Problemzonen“ (was für ein schlimmes Wort!) sehe, versuche ich den Freundinnen-Trick. Ich sage mir selbst genau das, was ich einer guten Freundin sagen würde: Du bist wunderschön, das Gewicht und der Pickel sind total egal, lass dich nicht stressen. Solange ich mit meinem Körper leben kann, können es die anderen auch. Außerdem: Gute Laune strahlt viel mehr aus als das stylische neue Outfit.

Probiert’s mal aus – Lachen ist das neue Schwarz!

 

P.S.: Ich weiß, das Thema ist nicht neu. 2013 gab es beispielsweise dieses rührende Video von Dove. Seitdem gab und gibt es diverse Filme, Dokumentationen, Podcasts, Blogbeiträge, Insta-Kanäle zum Thema Selbstliebe. Und trotzdem sind viele Frauen immer noch und immer wieder unsicher und sehen nicht, wie schön sie sind. Deshalb dachte ich mir: In diese Kerbe kann man gar nicht oft genug schlagen.

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