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Coole Frauen: Kristin Kubanek, Gründerin von MoneyFacture

Es gibt so viele coole Frauen – doch aufgrund des ständigen Zeitmangels (kleine Kinder fressen die Stunden auf) habe ich nun seit Ewigkeiten keine von ihnen vorgestellt. Vor einigen Wochen hat sich dann Kristin bei mir gemeldet. Sie ist die Gründerin von MoneyFacture und hat so eine liebe Mail geschrieben, dass ich gar nicht anders konnte, als ihre Idee, einen Text über sie und ihr Unternehmen zu schreiben, zu bejubeln. Wir hatten ein wunderbares Interview per Zoom, das ich nach einigen Wochen nun auch endlich zu Papier gebracht habe. Kristins Werdegang ist ein perfekter Beweis dafür, dass der Spruch „Trust the process“ stimmt. Ohne einige Dramen und negative Veränderungen hätte sich Kristin nie mit dem Thema Finanz-Mentoring für Frauen selbstständig gemacht – und wäre nie so zufrieden, wie sie heute ist. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere, ich habe es selbst schon oft erlebt, und bei Kristin ist genau das passiert.

Übrigens habe ich, wenn ich mich mit dem Thema Finanzen beschäftige, immer einen Song von den Prinzen im Ohr:

 

Ich wär so gerne Millionär // Dann wär mein Konto niemals leer // Ich wär so gerne Millionär …

 

Nun aber erst einmal zu Kristin.

Ausgebremst

Kristin hat viele Jahre im Human Ressources (HR) Bereich gearbeitet. Bis Anfang 2022 arbeitete sie für einen der größten Anbieter für gebrauchte Luxusuhren und baute dort in Rekordzeit ein Team auf. Mit Unterstützung von Venture Capital wuchs die Personalabteilung von 20 auf 100 Leute – mit Kristin im Lead, die „nebenbei“, wie sie lachend erzählt, noch ihre Tochter bekam.

„Eine klassische Elternzeit habe ich nicht gemacht. Aber ich habe die Führungsposition im Tandem umgesetzt mit einer Freundin und Kollegin. Ich habe schon immer gern und viel gearbeitet, auch, als das Kind da war.“

Der Erfolg des Unternehmens führte dazu, dass es von einem größeren Konzern aufgekauft wurde. Dies war ein richtiger und wichtiger Schritt, der aber dazu führte, dass sich die Geschwindigkeit der Arbeit sehr veränderte. Durch Optimierungen und Umstrukturierungen fühlte sich Kristins Alltag anders an.

„Plötzlich gab es für alles Formulare, Anträge und lange Wartezeiten. Das war normal und richtig, anders ging es nicht mehr – doch diese Arbeitsweise entsprach nicht meiner Natur“, erzählt Kristin. „Ich mag die Startup-Kultur. Schnell starten, schnell umsetzen, Dinge ausprobieren und auch mal Fehler zulassen. Doch in diesem Umfeld war das nun nicht mehr so einfach.“

Und nun?

Kristin hatte schon einige Jahre zuvor das Buch von Madame Moneypenny mit dem Titel „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können“ gelesen und sich immer intensiver mit dem Thema Finanzen beschäftigt.

„Das war wirklich meine Initialzündung. Wenn die das kann, kann ich das auch, dachte ich.“ Und genauso war es. Sie stellte sich privat finanziell neu auf – und fühlte sich sehr viel besser. „Im Gespräch mit meinem Chef hatten wir dann die Idee, Mentorings für Mitarbeitende anzubieten, vielleicht wäre dies ein Weg gewesen, auch in Konzern-Strukturen zufrieden zu sein.“
Doch es kam anders als erwartet. Bei Instagram folgte Kristin der „Millionärin von nebenan“, die gerade Unterstützung für ein Recruiting-Projekt suchte.
„Aus dem Bauch heraus meldete ich mich bei ihr und dachte: Vielleicht kann ich das irgendwie freiberuflich nebenher machen.“ In einem Gespräch wurde deutlich, dass das Recruiting-Projekt für eine Stelle vorgesehen war, in der es um den Aufbau von Finanzmentorings ging – und Kristin war überrascht, wie perfekt sich alles fügte. „Das bin ja ich“, sagte sie. „Ich brauche eigentlich niemanden suchen. Denn diese Stelle entspricht genau mir.“

Da war es, dieses Kribbeln. Da öffnete sich die Tür. Sie bekam die Stelle und wagte es, den „sicheren Hafen“ des großen Unternehmens zu verlassen.

Die nächste Vollbremsung, die keine war

„Die Stelle war ein Traum. Ich durfte alles neu aufbauen, konzipieren, Videos drehen, Strukturen schaffen, Ideen umsetzen. Alles Remote. Es war wie eine Selbstständigkeit, aber mit den Sicherheiten der Anstellung. Gut bezahlt wurde ich auch. Das Team wuchs von 8 auf 18 Leute, ich war eine dieser zehn Neuen. Und dann …“, Kristin grinst breit, „wurden wir alle zum Ende der Probezeit wieder entlassen. In meinem Fall per Sprachnachricht.“

Wow. Kristin hatte nach vielen Jahren in einer sicheren Führungsposition den Wechsel gewagt und war dann nach nicht mal vier Monaten wieder rausgeflogen. Doch von Reue oder Schwermut keine Spur.

„Ich hatte mir zu dem Zeitpunkt schon so viel überlegt und so viel konzipiert, dass ich dachte: Na gut, dann mach ich es halt selbst.“ Damit war die Idee für MoneyFacture geboren.

Alles fügt sich

„Im HR-Bereich habe ich oft gemerkt, dass sich Frauen in Finanzthemen unsicherer fühlen als Männer. In Gehaltsverhandlungen verkauften sie sich oft unter Wert und machten sich kleiner, als sie waren.“

Früher war Kristin genauso unsicher und hatte einen merkwürdigen Respekt vor Finanzprodukten. Auch sie schloss mit Mitte 20 eine Rentenversicherung ab, die ihr Geld auffraß. „Ich dachte, die Person will mein Bestes. Doch am Ende ging es diesem Menschen um die Provision.“

Sich selbst einzulesen – das erschien ihr damals noch nahezu unmöglich. Alles zu groß, zu viel, zu komplex. „Ist doch auch kein Wunder, dass wir uns das nicht zutrauen“, sagt sie. „Wir haben dieses Kleinmachen und diese Unsicherheit tief verinnerlicht, weil Frauen auch von außen oft weniger zugetraut wird. Erst kürzlich habe ich einem Bekannten erzählt, was ich jetzt mache und er war völlig aus der Fassung: ‚Was? Du und Finanzen?!‘ – Dabei habe ich BWL studiert, so abwegig ist das also nicht.“

Mit dem wachsenden Wissen stieg Kristins Sicherheit. „Deshalb ist es mir ein Anliegen, so vielen Frauen wie möglich Wissen zu vermitteln. Denn nur durch Wissen fühlen wir uns selbstbewusster. Und so kompliziert ist es am Ende eben doch nicht. Man muss es nur anpacken.“

Übrigens: Damit der Start in die Selbstständigkeit auch finanziell smooth läuft, hat Kristin sich ein Polster, das „Fuck-you-money“ geschaffen, das es ihr erlaubt, auch ein paar Monate ohne oder mit wenig Einkommen zu überstehen. Zudem hat sie den Gründungszuschuss erhalten. Das ist der Vorteil einer Finanzmentorin: Sie ist gut aufgestellt.

Brauchen wir noch Finanz-Mentorings für Frauen?

Ob nun Madame Moneypenny, zahlreiche andere Finanz-Coachings, die sich speziell an Frauen richten, „Der große Finanz-Guide für Frauen“ von der BRIGITTE – das Thema ist zumindest in meiner Bubble seit einiger Zeit sehr präsent. In meinem Freundeskreis haben fast alle ETF-Sparpläne und Depots, Tagesgeldkonten und wissen zumindest im Groben darüber Bescheid, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird.

Braucht es überhaupt noch ein Finanzmentoring-Angebot?

„Ich will mich niemandem aufdrängen, aber ich glaube schon“, sagt Kristin. „Viele Frauen investieren ins Blaue hinein, zahlen 50 Euro pro Monat in einen Sparplan und denken, dass das schon irgendwie passen wird bis zur Rente. Doch viele kennen weder die Lücke zwischen gesetzlicher Rente und tatsächlichem Bedarf, wissen nicht, wie hoch ihr Lebensstandard ist und wie viel Geld sie de facto jeden Monat benötigen, und sparen, ohne genau zu wissen, wofür.“

Okay. Kristin hat mich erwischt. Ich dachte, ich würde schon vieles richtig machen. Doch ob es am Ende wirklich reicht und was dabei herauskommt – keine Ahnung. Ich bin eindeutig „Typ Ins-Blaue-Investieren“.

Kristin lacht, als ich das zugebe. „So soll es doch sein. Dann ist dieses Gespräch vielleicht ein Anstoß für dich, finanziell aufzuräumen. Ich kann dabei helfen, valide Information von Werbung zu unterscheiden und Rechnungen aufzustellen. Ich sage dir nicht, welches Finanzprodukt du kaufen sollst – das darf ich auch gar nicht –, aber ich befähige dich und andere, sich selbst entscheiden zu können. Das muss nicht heute oder dieses Jahr sein. Aber vielleicht ist dieses Gespräch ein Impuls, nächstes oder übernächstes Jahr etwas zu tun. Und dann bin ich da.“

Ran an die Millionen?

Vielleicht ist auch dieser Text für dich, liebe Leserin, ein Anstoß, es anzupacken. Denn Geld ist wichtig. Geld schafft Machtstrukturen. Geld ist leider oft die Basis für freie Entscheidungen und Selbstverwirklichung. Die Autorin Jana Heinicke, der ich bei Instagram folge, hat dazu kürzlich eine wichtige Story gepostet. Es ging darum, dass wir oft vermittelt bekommen, dass wir uns „nur genug anstrengen müssen“, um Erfolg zu haben, doch oft steckt einfach eine sichere finanzielle Basis dahinter.

Geld bringt Ruhe ins Leben – dann kannst du dich in Krisenzeiten um die Krise kümmern, musst dir aber nicht um deine Finanzen sorgen machen. Und du kannst dich auf deine Leistung konzentrieren, statt in Existenznot zu geraten.

Aber das Geld muss eben auch erstmal da sein. Also, Kristin, wie werde ich denn nun Millionärin? „Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit gar nicht“, lacht Kristin. „Ich möchte auf keinen Fall jemandem vermitteln, dass er oder sie mit ihrer oder seiner eigenen Hände Arbeit oder ‚der richtigen Anlagestrategie‘ ratzfatz Millionär*in werden kann. Daran glaube ich nicht – und solche Versprechen werden nur von Gurus geäußert, von denen ich mich klar distanziere.“

Na gut. Ich hab’s ja geahnt. Auch Kristin kann kein Geld herzaubern. Aber sie kann dafür sorgen, dass wir das, was wir haben, nach bestem Wissen und Gewissen anlegen und nutzen.

 

Die Prinzen, eingangs erwähnt, haben übrigens in ihrem Song folgende Lösung parat:

Deswegen werd ich lieber Popstar // Und schwimm in meinem Geld

 

Nun ja. Ihr könnt es euch ja überlegen. ;)

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