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Acht Wochen mit Baby: ein sehr ehrlicher Wochenbett-Rückblick

Es ist geschafft. Vor acht Wochen ist mein Sohn auf die Welt gekommen. Und obwohl jeder sagt, dass ein Kind alles verändert, weiß man erst, was die Leute meinen, wenn es dann wirklich soweit ist. Mit dieser Veränderung muss man erstmal klar kommen. Während Schwangerschaft und Geburt hat der weibliche Körper unfassbare Leistungen erbracht, man ist sozusagen mehrere Marathons gelaufen. Doch anstatt sich richtig erholen zu können, bekommt man fast keinen Schlaf mehr und das Stillen klappt meistens zu Anfang überhaupt nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Während mir im Krankenhaus bei jedem Anlegen des Babys vor Schmerzen die Tränen in die Augen schossen und ich im schon wieder vollgebluteten Netzhöschen mit XXXXL-Binde da lag, die Schwester die Bettpfanne reinbrachte, weil mein Kreislauf verrückt spielte und ich nur ahnen konnte, wie fettig meine Haare aussehen, da habe ich mich gefragt, wieso ich mir das eigentlich angetan habe. Und wieso Frauen tatsächlich mehrere Kinder kriegen.

Die ersten Tage zuhause

Nach ca. drei Tagen ist es dann soweit. Man wird in das echte Leben katapultiert, ist plötzlich als Paar allein mit einem kleinen Lebewesen, das man nun versorgen und zu einem tollen Menschen erziehen soll. Dabei guckt dieser Mini-Mensch einen am Anfang noch nicht einmal an. Kann nur schlafen, schreien, kacken und trinken. Ich selbst konnte auch nicht viel mehr. Instagram zeigte ein ganz anderes Bild frisch gebackener Mütter: Sie schreiben von der größten Liebe ihres Lebens. Sie sagen, dass sie den ganzen Tag das Kind anstarren könnten und ihr Herz vor Glück Tango tanzt. In den Fachbüchern steht ebenfalls, dass man in den ersten Tagen von Glückshormonen überschwemmt wird. Und ich selbst dachte darüber nach, was mit mir nicht stimmt. Weil ich manchmal einfach nur mein altes Leben zurück wollte und die Rolle als Mama plötzlich gar nicht mehr zu mir passte. Weil die Geburt ganz anders lief, als ich es erwartet hatte. Weil ich mich wie eine Kuh fühlte und so sehr mit den entzündeten Brustwarzen zu kämpfen hatte, dass ich zwischenzeitlich die Stillerei aufgeben wollte. Weil ich noch nicht einmal spazieren gehen konnte und neidisch war, dass nur mein Mann die schönen Erlebnisse mit dem Baby hatte. Weil ich an mir zweifelte und mich fragte, wie ich das Leben denn so jemals wieder genießen sollte. Und dann kommt Besuch, sagt: „So ein süßes Kind“ und „Ist ein Baby nicht das größte Glück der Welt?“ und ich lächelte, sagte: „Ja, es ist toll“ und dachte: „Nehmt ihn doch einfach ein paar Tage mit, bitte.“

Der wichtigste Job der Welt: Danke, liebe Hebammen

Genau hier kommen die Wochenbett-Hebammen ins Spiel. Sie sind nicht nur fürs Wiegen des Babys und Gebärmutter-Tasten verantwortlich, sie bauen einen in diesen Momenten auf. Sagen, dass das alles völlig normal ist. Dass man sein Kind erstmal kennen lernen muss, und dass heftige Geburtserfahrungen dazu führen können, dass es ein bisschen dauert, bevor man vor Liebe zerfließt. Und dass das, was andere Mütter öffentlich behaupten, sowieso meistens Bullshit ist. (Eine schöne Geschichte erzählte meine Hebamme: Eine Mutter sagte ihr, dass sie schon nach drei Wochen nachts durchschlafen könne – sie müsse nur vier Mal pro Nacht stillen. Hä? Genau. Also, bloß nicht alles so ernst nehmen.) Hebammen machen klar, dass das Wochenbett dazu da ist, um genau diese Prozesse zu durchleben und sich in die Rolle einzufinden. Alles völlig normal. Und diese Einsicht tat mir so, so gut. Umso schlimmer ist es, dass viele Schwangere keine Hebamme mehr finden, dass Hebammen schlecht bezahlt werden und sich so absurd hoch versichern müssen. Dieser Job ist so wichtig, verdammt. Liebe Politiker, da müsst ihr dringend ran.

Das Stillen spielt sich ein

Dank meiner Hebamme hat irgendwann auch das Stillen geklappt. Bei mir waren Stillhütchen ein Geschenk des Himmels. Inzwischen dockt sich das Baby fast von selbst an, auch ohne Hütchen. Ja, Stillen ist praktisch – aber ich bin dennoch froh, wenn diese Zeit ein Ende hat und ich ein Stück Selbstbestimmtheit zurückgewinne.

Eine interessante Meinung dazu hat übrigens Mareice Kaiser auf ze.tt aufgeschrieben. Vieles davon teile ich. Dass stillende Mütter automatisch ein konservatives Beziehungsbild aufrecht erhalten, ist in meinen Augen allerdings Schwachsinn. Männer können nicht schwanger werden, keine Kinder kriegen und nicht stillen – das ist Natur, keine (anti-)feministische Entscheidung. Jede Frau kann sich entscheiden, keine Kinder zu kriegen und nicht zu stillen, klar. Hier gilt das, was eigentlich immer gilt: Macht doch einfach alles so, wie ihr wollt, scheißt auf die Meinung anderer und verurteilt niemanden, die/der es anders macht.

Ich stille. Vor allem, weil es mich nervt, vor jedem Füttern Fläschen abzukochen, Milch anzurühren und auf die perfekte Temperatur aufzuwärmen. Das dauert viel länger, als mal kurz die Brust freizumachen. Zudem ist in der Muttermilch automatisch alles, was Baby braucht. Und es gibt sie kostenlos und müllfrei. Manchmal ist das Stillen sogar eine willkommene „Ausrede“, sich zwischendurch aus dem Alltag rauszuziehen und eine halbe Stunde ungestört im Bett zu liegen, hihi. Die „Einheit zwischen Mutter und Kind“ oder das „einzigartige Gefühl der Liebe, das nur beim Stillen aufkommt“, halte ich aber tatsächlich für Gehirnwäsche. Fläschchen sind genauso liebevoll. Aber hey, jeder Jeck ist anders. Wenn Mütter darin völlig aufgehen: Das ist toll! Weitermachen und genießen! Aber verurteilt bitte keine Frau, die nicht stillt. Oder die das Stillen nicht als Erfüllung empfindet.

Die Liebe wächst

Mit der körperlichen Erholung und der Entwicklung des Babys wächst auch die Liebe. Wenn er mich anlacht, wenn er auf mich reagiert, freue ich mich riesig. Manchmal finde ich ihn so süß, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Ich bin nun am Ende des Wochenbetts angekommen und möchte meinen Sohn nicht mehr hergeben. Ich will ihn mit Liebe überschütten und ihn vor allem Unglück dieser Welt beschützen. Das ist wohl dieser Baby-Himmel, den alle meinten.

Trotzdem freue ich mich auf die Kita-Zeit, wenn ich wieder mehr arbeiten kann. Ich freue mich auf Jogging-Runden mit einem stabilen Beckenboden (und ohne Baby). Und auf ein, zwei Gläschen Wein auf der Terrasse, wenn das Kind im Bett ist. Und ich glaube, das ist völlig okay.

Mein Wochenbett-Fazit

Das Wochenbett war eine heftige Zeit. Körperlich und psychisch – das habe ich völlig unterschätzt. Doch in acht Wochen heilen viele Wunden. Der Körper fühlt sich wieder nach meinem an, das Leben mit Baby ist schon fast normal geworden.

Vor allem habe ich aber gemerkt, wie ich mir selbst immer wieder Druck gemacht habe. Dass ich doch so fühlen müsste, wie es in den Büchern steht. Dass ich doch so eine #happymummy sein müsste, wie die ganzen Instagram-Muddis. Zum Glück haben mir tolle, wichtige Menschen um mich herum gesagt, dass ich das nicht muss, dass Zweifel und Unzufriedenheit normal sind und dass ich meinen eigenen Weg gehen soll. Und inzwischen weiß ich das auch. Jede Schwangerschaft, jede Geburt, jedes Wochenbett und jede Mutter-Kind-Beziehung ist verschieden. Ob natürliche Geburt, Kaiserschnitt, PDA, Not-OP, Hypno-Birthing oder Hausgeburt, ob Stillen oder Fläschchen, ob schnelles oder langsames Lieben-Lernen, ob Helikopter-Eltern oder Laissez-Faire-Einstellung, ob sofort wieder arbeiten gehen oder drei Jahre Elternzeit, all das ist völlig okay und völlig normal. Jede Mutter leistet Unglaubliches, sollte stolz auf sich sein und sich viel häufiger auf ihr Gefühl verlassen, statt sich mit anderen zu vergleichen oder alles nachzulesen. Ihr seid toll, liebe Mamis. Ach nee, anders: Wir sind toll.

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Kommentare: 11
  • #1

    Andri (Sonntag, 19 Mai 2019 23:24)

    Super geschrieben �❤

  • #2

    Chiara (Mittwoch, 06 November 2019 15:58)

    Danke für das tolle Wochenbett Eintrag. Ich habe mich genau so gefühlt wie du, ich könne nichts richtig und die Instagram Mamis sind so perfekt und ich bin gestört weil ich meinem alten Leben hinterher trauere. Traurig nicht mehr das machen zu können was mein Mann macht, meine Schwester meine Freundinnen.. nicht alles ist leicht aber man muss sich erst kennen lernen. Du hast es so toll geschrieben und ich fühle mich endlich mal nach 7 Wochen normal.. und nicht wie eine Raben Mutter, weil ich ab und an ein paar Gedanken habe, die nicht grad passend sind

  • #3

    Melina (Freitag, 22 November 2019 00:24)

    Einfach : Danke

  • #4

    Jacqueline Petersen (Sonntag, 26 Januar 2020 12:06)

    Dieser Eintrag entspricht der Realität und ist super geschrieben. Mir ging es nicht anders. Jede Woche mit meinem Baby klappt besser, man benötigt Geduld und die weibliche Intuition sorgt dafür, dass jede Mama das Richtige für Ihre individuelle Situation macht. Alle Mamis machen einen tollen Job!

  • #5

    Magdalena (Samstag, 01 Februar 2020 23:41)

    Ich kann nur dem zustimmen. Ich bin zwar noch recht am Anfang aber die schlimmste kurve habe ich schon überwunden. Diese Poster und Sprüche „Wochenbett ist die Ruhezeit für Mutter und Kind entspannte Zeit wo das Kind die Mutter und die Mutter das Kind kennenlernt.“ ist total überzogen und viel zu schön dargestellt. Ich verbinde Wochenbett mit Stress ,Tränen, Trauer, nicht durchgeschlafene Nächte und Verzweiflung/ abgesehen von körperlichen Faktoren die dazu kommen nach Geburt. Wir machen uns tatsächlich viel zu viel Druck perfekte Mamis aus Instagram nachzueifern und verzweifeln weil es nicht klappt. Und zweifeln an uns. Es ist wirklich schön dass es Menschen wie Hebammen gibt die uns aufbauen und durch diese schwere Phase begleiten.
    Schöne Grüße an alle Mamis
    Ihr seid die besten

  • #6

    Ina (Mittwoch, 08 April 2020 19:44)

    Es tut so gut zu lesen, dass es vielen so geht. Ich war schon dabei mir einzureden, dass mit mir etwas nicht stimmen kann. Unser Kleiner ist 3 Wochen alt und ich habe mich immer noch nicht so ganz mit meiner neuen Rolle angefreundet. Was mich am meisten belastet ist, dass sich für mich einfach alles geändert hat, mein ganzer Alltag richtet sich nach dem Kleinen und nichts ist mehr wie früher. Doch für alle um mich herum geht es so weiter, wie gewohnt. Inklusive meines Mannes. Da wünsche ich mir manchmal, dass wir einfach mal für einen Tag tauschen können und ich mich wieder mal freier fühlen kann.

  • #7

    Bianca (Montag, 18 Mai 2020 16:22)

    Bin sehr dankbar für diesen ehrlichen Artikel - mir ging es nämlich genau so und ich hatte auch Angst es Leuten die nachgefragt haben zu erzählen, weil ich dachte ich bin vielleicht ne Mimose oder stell mich an... Es versteht dann auch wirklich nicht jeder und lenkt schnell vom Thema ab aber das ist mir mittlerweile egal, die müssen dann da selber durch ;)

  • #8

    Marie (Mittwoch, 17 Juni 2020 21:56)

    Dankeschön!

    Ich bin am Ende der 2. Woche des Wochenbetts und empfinde so vieles von dem, was du auch geschrieben hast. Ich liebe dieses kleine Wesen schon jetzt sehr, aber mich und Zeit für mich liebe ich auch unheimlich. Und machen wir uns nichts vor, für dieses kleine liebenswürdige Wesen, geben wir uns nunmal zumindest für eine bestimmte Zeit komplett auf. Da ist schon der Toilettengang am Morgen eine willkommene Auszeit.

    In diesem Sinne: Ein Hoch auf uns Mütter!

  • #9

    Sarah Moore (Dienstag, 15 September 2020 15:33)

    Ich möchte, dass die Welt einen großartigen Mann kennt, der als DR. WEALTHY bekannt ist. Er hat die perfekte Lösung für Beziehungs- und Eheprobleme. Der Hauptgrund, warum ich zu DR.WEALTHY gegangen bin, war die Lösung, wie ich meinen Mann zurückbekommen kann, weil ich in letzter Zeit einige Zeugnisse im Internet gelesen habe, die einige Leute über DR.WEALTHY geschrieben haben, und ich war so zufrieden und habe mich entschieden Ich bat ihn um Hilfe in seiner E-Mail (wealthylovespell@gmail.com), die er perfekt gemacht hat, indem er meinen Mann verzauberte, der ihn dazu brachte, zu mir zurückzukehren und um Vergebung zu bitten. Ich werde nicht aufhören, seinen Namen zu veröffentlichen das Netz wegen der guten Arbeit, die er leistet. Ich werde seinen Kontakt für die Nützlichkeit derer, die seine Hilfe benötigen, fallen lassen. Seine E-Mail DR.WEALTHY "KONTAKTIEREN Sie per E-Mail: wealthylovespell@gmail.com oder whatsapp ihn +2348105150446?

  • #10

    Lisa W (Donnerstag, 08 Oktober 2020 13:53)

    Toller Beitrag- der hat mir gerade sehr geholfen, danke!

  • #11

    Ute (Samstag, 20 März 2021 11:21)

    Ich liebe liebe liebe Deinen Beitrag! Ganz ähnlich ging es mir auch beim ersten Kind!
    Bin gerade im Wochenbett mit dem zweiten Kind, spannenderweise ist es wieder ganz anders als das Wochenbett mit dem ersten Kind... dieses mal ist die Liebe zwar sofort da, die Eifersucht auf alle anderen, die ihr Leben einfach so weiterleben ist aber auch da (und ja, ich weiß es war meine Entscheidung nochmal ein Kind zu bekommen). Das schöne ist, dieses mal weiß ich sicher, es kommen wieder andere Zeiten und kann deshalb meine Gefühle akzeptieren und mich (meistens zumindest ;-) ) besser auf die schönen Momente konzentrieren!