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5 Sätze, die man als Mutter nicht sagt. Oder doch?

Mein Text, in dem ich davon erzählt habe, dass eine Schwangerschaft manchmal echt nervt, kam und kommt bei euch gut an. Genau wie mein ehrlicher Wochenbett-Bericht. Scheinbar gibt es ein Bedürfnis nach ehrlichen Worten zum Thema Mutterschaft. Ehrliche Worte? Kann ich! Also los. Fünf Sätze, bei denen man im ersten Moment denkt: „Das kannste doch nicht so sagen.“ Aber wisst ihr was? Kannste doch. Hilft nämlich allen, denen es genauso geht. Und ist alles viiiiel normaler, als man denkt.

1. Ich habe die ersten Schwangerschaftswochen gehasst.

In meinem bereits erwähnten Text habe ich darüber ausführlich geschrieben. Statt Glückseligkeit nur Hormonchaos, Übelkeit und strapazierte Nerven.

2. Die Geburt war für mich einer der schlimmsten Tage meines Lebens.

Obwohl dabei das größte Glück meines Lebens herauskam. Ich weiß, dass es Frauen gibt, die positive Geburtserfahrungen haben. Ich weiß, dass es diesen Moment wirklich gibt, dass man nachts mit Wehen aufwacht, diese werden regelmäßig, man fährt in die Klinik, nach ein paar Stunden ist das Kind da und alle sind überglücklich. So hätte ich es mir auch gewünscht. Ich habe aber keine Wehen bekommen, wurde eingeleitet, die Einleitung hat nicht richtig funktioniert, nach der Geburt landete ich im OP-Saal. Kurz: Die Geburt lief, nun, sagen wir mal suboptimal. Und diese Erfahrung hat mir den Start ins Mama-Leben ziemlich vermiest. Ich habe wirklich lange daran zu knabbern gehabt und spüre noch heute eine Art „Geburtsneid“, wenn andere von schönen Geburtserfahrungen berichten. Bescheuert, eigentlich. Denn rational weiß ich, dass meine Geburt nicht schlechter war. Sie war anders als andere. Aber es war meine Geburt. Alle sind gesund aus der Sache rausgekommen und das Ergebnis ist ganz großartig. Trotzdem: Die Geburt meines Sohnes war nicht schön für mich.

3. Ich konnte das Wochenbett nicht genießen.

Man soll liegen, sich bekochen lassen und die ersten Tage mit dem Baby genießen. Kuschelzeit! Ach, das klingt so entspannt und idyllisch! Ganz ehrlich? Ich habe mich nach Alltag gesehnt. Ich wollte einfach mal wieder das Bad schrubben, die Spülmaschine ausräumen, arbeiten oder irgendetwas Normales tun. Mich haben das Rumliegen und das ständige Stillen genervt. Wo war mein altes Leben hin?

4. Ich war in den ersten Wochen mit Baby nicht besonders glücklich.

Das Ankommen im Mutterglück gestaltete sich bei mir schwierig. Ich war körperlich und seelisch überfordert. Ich hatte ein Baby im Arm, war aber (in meinem Kopf) noch keine Mutter. Sehnlichst habe ich auf die rosarote Brille und die unbeschreiblichen Glücksgefühle gewartet, die man sich monatelang ausgemalt hatte. Doch irgendwie war alles einfach nur zu viel. Man wird einfach in dieses Leben als Mama hineinkatapultiert. Man hat sich auf die Geburt vorbereitet, hat vorgekocht, hat eine Menge Babyzeug gekauft, aber niemand kann einen wirklich auf das Gefühl vorbereiten, ein Kind zu haben. Ich habe einige Wochen gebraucht, um zu verstehen: Ey, das ist echt mein Sohn. Und irgendwann hat es Klick gemacht. Nicht von einem Moment auf den anderen, aber nach und nach. „Würdest du ihn wieder abgeben?“, fragte mich meine Hebamme irgendwann. „Niemals“, antwortete ich. Und verstand: Ach siehste. Ich lieb ihn ja doch.

5. Ich find' Babys nicht so spannend.

Neugeborene und Babys sind zwar irre niedlich mit ihren Mini-Händchen und Mini-Füßchen (zum Glück!), aber so richtig begeistern können sie mich dennoch nicht. Ich stehe nicht verzückt vor Kinderwagen und sage: „Oh Goooooott, so niiiiiedlich! Darf ich mal halten?“ Sie schreien, schlafen, trinken und haben volle Windeln, sonst kommt da nicht allzu viel. Zeitlich ist man voll ausgelastet, keine Frage. Man ist im Dauereinsatz, 24 Stunden Bereitschaftsdienst, völlig fremdbestimmt. Und ja, die Fortschritte machen Spaß. Aber nach einer Nacht, in der ich alle 1,5 Stunden als Milchbar im Einsatz war, konnte ich mich irgendwie nicht so dafür begeistern, dass sich der Zwerg nun wieder mal gedreht hat. Ich finde es so cool, dass mein Sohn jetzt laufen kann, halbwegs verlässlich durchschläft (nach 22 Monaten hat er es so langsam geschafft), einigermaßen versteht, was ich ihm sage, selbstständig isst und auch mal alleine spielt. Kleinkind-Mama zu sein macht mir echt Spaß – auch, weil ich mich selbst langsam wiedererkenne und die Balance finde. Baby-Mama zu sein fand ich vor allem anstrengend. Aber es gehört halt dazu.

Du siehst das anders? Super!

Vieles davon siehst oder empfindest du vielleicht anders. Und auch das ist völlig okay. Was ich mit diesem Text sagen will: Auch wenn die Emotionen nicht so kommen, wie wir sie erwarten, macht uns das nicht zu schlechteren Müttern. Für mich ist es eine Lebensaufgabe, mich weniger zu vergleichen und mehr in mich selbst zu hören. Aber ich lerne es. Und die Mutterschaft zwingt mich dazu, mich mehr und mehr auf mich zu fokussieren. Mich nicht als „falsch“ zu empfinden, sondern mit kritischerem Blick die „gewünschten“ Emotionen und die Erwartungen der Gesellschaft zu betrachten.

Und dennoch: Ich erwische mich selbst manchmal dabei, andere zu verurteilen. Erst neulich kam mir beim Durchklicken von Insta-Storys der Gedanke: „Was, sie steigt nach zwei Monaten stillen auf Pre um? Wieso das denn? Muttermilch ist doch das Beste für das Kind, sie sollte das jetzt durchziehen.“

Ich versuche dann, mich selbst zurechtzuweisen. Jede Mama hat ihre Gründe, Dinge so zu tun, wie sie sie tut. Ich habe kein Recht, mir eine Meinung auf Basis einer Insta-Story zu bilden. Mein Weg muss nicht der richtige Weg für jede Mutter sein. Jedes Kind, jedes Leben, jede Beziehung, jede Schwangerschaft, jede Geburt und jede Mutter (und, ganz nebenbei, auch jeder Vater) ist anders und für jede*n sieht der Weg durch die Babyzeit anders aus. Wir sollten nie, nie, nie nachmachen, was andere tun, sondern das tun, was sich für uns richtig anfühlt. Wir machen viel mehr intuitiv richtig, als wir denken. Selbst wenn es sich nicht immer so anfühlt.

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